Hurra, wir sind in Wien. Und wir haben schon sehr viele schöne Sachen erlebt, die ich aber schon wieder größtenteils vergessen habe. So kann das gehen. Ich weiß nur noch, dass wir auf der Hinfahrt ab St. Pölten einen österreichischen Schaffner hatten, der so unfreundlich war, dass ich bis Wien nur noch schmallippig aus dem Fenster schaute, während Frau N. sich vornahm, einfach die Energie im Abteil zu ändern und komplett zu ignorieren, wie unfreundlich er war und ihn mit Charme zu knacken. Es gelang, irgendwann fing er an, sie zu befummeln (auch nicht besser, wenn Sie mich fragen) und schiss dafür andere Menschen zusammen. Ich guckte weiter aus dem Fenster.
In Wien angekommen hatten wir direkt Hunger und insgesamt ja etwa 30 Reservierungen für alle Eventualitäten – hier verbinden sich Frau Ns Begeisterung für Spontanität (schreibt man heute ohne e, glaube ich, das Wissen um das e wird aber für immer da sein) mit meiner Begeisterung für Planung. Wenn man gleichzeitig ganz spontan und flexibel entscheiden können möchte, was man wann und wo isst, man andererseits aber ungern sucht und abgewiesen wird, dann gibt es eine elegante Zwischenlösung, in der man einfach in jedem Restaurant der ganzen Stadt für jede Uhrzeit Tische reserviert, die man dann, sobald ganz spontan eine Essensentscheidung gefällt wurde, schnell mit einem Klick alle wieder storniert. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das der beste Weg ist.
Gestern jedenfalls aßen wir beim Asiaimbiss im Hauptbahnhof zu Mittag, und um 22.45 Uhr einen komischen Wiener Baumkuchen mit flüssiger Schokosoße, die insbesondere ich dann im gesamten Gesicht hatte, als Dinner. Stellen Sie sich uns in gedeckten Opernoutfits vor, wie wir mit diesen Baumkuchentüten vor der Oper stehen, ich beiße in einen Baumkuchenring, der ist unwillig und klappt hoch, stülpt sich mit all seiner nassen Schokolade über meine Nase, ich muss ihn also wegnehmen, und zwar mit der einen freien Hand, die ich noch habe, in der anderen halte ich also geplant Baumkuchen, in der anderen ungeplant, das ganze Gesicht ist voller flüssiger Schokolade, und es gibt nur eine Möglichkeit für die Frau in der Chiffonbluse und den Lackschuhen: Sie muss erst entweder die eine oder die andere Hand soweit von ihrem Inhalt befreien, dass sie ihr Gesicht säubern kann, denn niemand hält mal kurz einen Baumkuchen in flüssiger Schokolade vor der Oper. Es dauerte ungefähr drei Minuten, bis ich die linke Hand, die das ursprünglich hochgeklappte Stück, leergegessen hatte und mich säubern konnte. Habe ich das also auch mal erlebt. Danach Cocktails.
Frau Herzbruch sie sind wirklich auf das wichtige konzentriert. Alle Achtung!!!