Alle sind weg, weil meine Schwestern sehr nett sind, haben sie vorher die dritte Spülmaschine angemacht, und nun liegen wir auf dem Sofa und können uns nicht mehr bewegen. Herr H schläft bereits, das Geburtstagskind kann nicht mehr alleine ins Gartenhaus umziehen und jammert, ich möchte einfach nur schlafen und dann etwa 360 Tage keinen Geburtstag mehr feiern. Leider kommt ja noch Konfirmation, eigentlich ist es im Rheinland ja schade, wenn man ein Kind evangelisch taufen lässt, katholisch hat hierzulande wirklich einen großen Vorteil, man kann nämlich Kommion sagen, und dann kann ich lachen. Nun ist das Kind aber evangelisch, also sage ich Konfirmation und zucke dann kurz erschrocken zusammen, weil ich ja beschlossen hatte, mit 40 Gästen zuhause zu feiern, wobei ich jetzt langsam nicht mehr weiß, ob das eine kluge Idee war. Immerhin ist mir vorhin eingefallen, dass das Wohnzimmer zwar riesig groß ist, darin aber auch ein 12 Quadratmeter großes Sofa steht. Ich habe jetzt bis zum 6. Mai Zeit, darüber nachzudenken, wo ich das zum Glück sehr modulare Sofa hin auslagere, aber da wird mir schon was einfallen. Dann hätten wir den Esstisch, zu dem wir leider nur eine, nicht zwei Verlängerungen haben (ich hoffe ja noch immer, dass Herr Spontiv sich einen neuen Tisch kauft, weil ihm auch eine Verlängerung fehlt, und mir seine dann schickt), und dann könnten noch drei Bierbänke für je 8 Leute hier stehen, und ganz ehrlich, alles unter 30 muss dann in der Teenagerhölle abhängen. So in etwa könnte es gehen.
Neuerdings ist Jonathan ja nicht mehr das Baby in der Familie, sondern das neue Baby ist das Baby in der Familie, und ich erinnere mich noch dunkel an den Satz aller Menschen, mit denen ich seit immer Weihnachten feiere: „Am besten kommen wir jetzt immer alle zu dir, du hast ja das Baby“. Lustigerweise kommen aber noch immer alle zu mir, auch das neue Baby, und dass ich jetzt schon wieder darüber schreibe, erinnert mich ein wenig an meine Mutter, die 60 Jahre gemotzt hat, dass sie die Familientreffen ausrichten muss, und jetzt seit 14 Jahren darüber motzt, dass sie die Familientreffen nicht mehr ausrichten muss. Apfel fällt ja nicht weit vom Stamm.
(Ich hatte meine Schwester heute gebeten, mir sofort Bescheid zu geben, wenn sie feststellen sollte, dass ich auch beginne, immer anzumoderieren, dass der wirklich perfekte Kuchen leider komplett misslungen sei. Ich möchte das mit 46 noch nicht anfangen, ist ja noch viel Zeit hintenraus.)
Das nächste Zusammentreffen also dann Ostern, dann fahren wir allerdings einfach alle in unser Lieblingshotel an der Mosel. Dass es nicht für immer so sein wird, dass wir mit 4 Generationen feiern, egal was, ist uns heute kurz schmerzlich bewusst geworden, als die niederländische Seniorenfraktion sich über Stunden gegenseitig Krankengeschichten erzählt hat (die allerdings allesamt so sind, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.)
Familien. Komische Sachen.
Man kann es kaum vermeiden. Ich backe jetzt auch Schwarzwälder Kirschtorte und sage sofort dazu, dass der Boden etwas zu trocken und die Kirschen oben drauf nicht so schön sind, wie sie sein sollten.
Das ist Famiientradition.
Bei mir ist es umgekehrt. Aus einer Riesenverwandschaft hat es sich eingedampft auf uns beide.
Es hat alles seine Zeit. Genießt sie, wenn ihr könnt.
Mein ganz großer Tortendurchbruch kam ja 2022, als ich beschloss, nie mehr selber Biskuitböden zu backen, um sie dann erst in sich zusammenfallen zu sehen und dann schief durchzuschneiden (und ich hab mir extra so ein 1 Meter langes Messer und ein Schneidemäntelchen gekauft).
Was ist denn das für eine Logik, dass die Familie mit dem Baby auch noch den Stress aufgehalst kriegt, eine Feier für viele Leute auszurichten?
Meine Oma hat auch immer „so einen komischen Kuchen“ angekündigt, der natürlich einwandfrei war. Der wurde dann kommentiert mit „oh ja, furchtbar, den müssen wir schnell vernichten“, und das würde sofort in die Tat umgesetzt.
Ja, weißt Du, im Schwäbischen gibt es einen Spruch, der ansich nicht schreibbar ist:
„Dr Mensch goht do nei, wo’s warm rausblost“….
Ist wohl warm bei Euch, im menschlichen und weiteren Sinn!
Das ist doch schön!
Ja, eigentlich schon. Wenn niemand kommen würde, wäre ich natürlich sehr traurig.