Was ja insgesamt nicht cool ist, ist Einbruch. Mal davon abgesehen, dass das alles sehr aufwändig ist – wir sind ja im 7. Jahr in dieser Immobilie noch damit beschäftigt, das zu reparieren, was wir selber kaputtgemacht haben, ich möchte jetzt ungern noch für Fremde mitreparieren müssen – ist der Gedanke, dass jemand ungebeten in mein Haus kommt und sich da ein paar Sachen aussucht, kein schöner.
Irgendwie war mein bisheriges Leben so, dass Einbrüche oder versuchte selbige sich durchziehen, begonnen mit meinem Elternhaus, in das in meiner Kindheit zwei Einbrüche versucht wurden, zum Glück erfolglos, aber am Ende lebten meine Eltern in Fort Knox, man hätte in ihrem Keller ohne Weiteres das Bernsteinzimmer verstecken können.
2008 dann der Moment, als meine damals 78jährige Mutter zwei Einbrecher vom Balkon katapultierte, die fast noch geschnappt worden wären, aber leider auch nur fast. Das war am 2. Weihnachtstag, es lag Schnee, und die Fußabdrücke auf dem Garagendach ließ rekonstruieren, dass sie, bevor sie mit der Brechstange auf den Balkon kamen, uns erst im 1. Stock durch ein Fenster beobachtet hatten, sie wussten also, dass meine Mutter und ich noch wach sind und Traumschiff gucken. Damals lernte ich, dass 1) auch in der Meerbuscher Provinz die Polizei wirklich nur zwei Minuten braucht, um dann mit 8 Leuten vorm Haus zu stehen, 2) dass man in Panik auch die 112 wählen darf, die Notrufe laufen irgendwie zusammen, und 3) es gibt die Einbruchsvariante, bei der die Leute weg sind oder schlafen, und dann wird heimlich irgendwas rausgeräumt, oder die, bei der die Leute Traumschiff gucken und plötzlich fliegt die Tür auf und zwei Leute stehen im Raum, das hat den Vorteil, dass die Leute nicht selber suchen müssen, allerdings findet die Variante nur dann statt, wenn man seine Überlegenheit ausspielen kann, zum Beispiel, weil man bewaffnet ist.
2013 und 2014 dann zwei Einbruchsversuche in dem Haus, das wir zuletzt gemietet hatten. Freistehend, keine Durchgangsstraße, nicht einsehbar, perfekt. Als wir einzogen, kam die betuchte und betagte Nachbarin mit Brot und Salz, um ihre Erleichterung auszudrücken, dass endlich wieder jemand da wohnt, hier würde ja ständig eingebrochen. Damals dachten wir, dass wir uns wohngegendtechnisch über unserem Niveau nach oben geschlafen hätten, und zur Abschreckung fuhren wir den Renault Kangoo nie in die Garage, der Gedanke war damals, dass damit ja auch klar sein sollte, dass es nix zu holen gibt, der Rest der Straße hatte den Stern in der Garage. Half aber nix, man probierte es dennoch, und nach dem zweiten Mal bat die Kripo uns an, einmal durch die Hütte zu gehen und zu gucken, was man noch machen könnte, außerdem könnten sie noch gute Tips geben.
Der Termin war sehr gut, ich habe da viel gelernt. Zum Beispiel, dass die Sicherheitstechnik, die in dem Haus verbaut war (Alarmanlage, die wir allerdings nie nutzten, da sie anfänglich immer fehlbedient worden war, naja, von uns, und das fanden wir dann anstrengend, was sollte schon passieren?) insgesamt recht Quatsch war, da es gute Alternativen gab. So hatten wir von der Waschküche zum Kellerloch eine Panzertür, da wäre auch Putin nicht durchgekommen. daneben war ein schmales Fenster mit so einem dünnen Lochblech vor. Wir präsentierten stolz die Tür, der Beamte sagte: „Wenn Sie kurz ihr Kind (damals 4 oder 5) rufen, gucken wir mal, wie lange der braucht, um durch das Fenster zu kommen“, und dann wussten wir: Tür war Quatsch. Ich möchte dennoch einmal auflisten, was wir damals als Kernpunkte mitgenommen haben.
- Abschließbare Fenstergriffe sind eine Kindersicherung, sonst nix.
- Wer irgendwo reinkommen will, kommt da rein. Das steht fest.
- Man kann der Person den Spaß vermiesen, wenn es zu lange dauert oder zuviel Krach macht. Folglich kann nicht verhindert werden, dass jemand reinkommt, man kann es aber unangenehm gestalten, dann geht die Person eventuell wieder.
- Dasjenige, was am allerbesten gegen Einbruch schützt, ist ein großer schwarzer Hund, der anschlägt.
- Die große Mehrheit der Einbrüche sind aus der Gruppe, wo Leute nicht im Haus sind oder schlafen. Die Einbruchs-Hochsaison ist Winter nachmittags. Dann kann jeder von außen sehen, ob jemand zuhause ist, oder nicht. Wenn im Januar um 17 Uhr kein Licht brennt, ist auch niemand da, Rule of Thumb. Regelmäßigkeit wird gerne im Vorfeld eruiert. Guter Schutz hier: Licht mit Zeitschaltuhr, die allerdings nicht jeden Tag um Punkt 16 Uhr angehen sollte, sonst kann man wieder zu einfach folgern, dass es eine Zeitschaltuhr ist.
Als wir hier einzogen, folgte ja dann recht schnell der große schwarze Hund, und in Abstimmung mit den Nachbarn haben wir von Anfang an Fiene bellen lassen, wenn es schellt oder jemand im Treppenhaus ist. Fanden alle gut, Sie kennen meinen Hund ja nur lieb, sie kann aber sehr böse klingen. Statt „Ruhe und ab ins Körbchen“ haben wir ihr „Bell ruhig und geh ins Bad“ beigebracht, das Bad geht zur Straße raus, also rennt sie geifernd und kläffend ins Bad, wenn es schellt, und schließt sich dort quasi selber ein, bis die Situation vorbei ist.
Der heurige Einbruchsversuch endete in einer demolierten Tür im Wintergarten und der großen Frage, warum an der Stelle abgebrochen wurde (und wann genau das passiert ist, wir können nur grob einordnen), aber die Arbeitshypothese sagt: Nachts kann es nicht gewesen sein, der Hund hätte so viel Theater gemacht, dass wirklich alle wach geworden wären. Also muss es tagsüber gewesen sein, und tatsächlich war ich in der betreffenden Zeit täglich nachmittags weg, mit Licht aus. Bleibt also die Frage zu klären, warum jemand die Tür aufbricht und dann nicht reinkommt (was wir annehmen, wir vermissen nichts), und jetzt gucke ich mal ganz verliebt zu dem schnarchenden Labrador, der auf dem Rücken neben mir auf dem Boden liegt, und denke mir: Alles richtig gemacht.
Dennoch kommt jetzt die Alarmanlage. Die Bedienung kann man sicher lernen.
Uff. Wie unschön. Die gute Fiene hat sich wohl einen großen Pansenknochen (o.ä.) verdient!
Sehr gute Tipps und extra Herz für lauten, großen Hund.
Respekt auch an Oma Herzbruch, ich hatte sie bislang jünger eingeordnet.
In der Schule meines Vaters liefen nachts die beiden großen Hunde des Hausmeisters durchs Gebäude. Einmal hatte einer eine blutige Schnauze, danach gab es keine Einbruchsversuche mehr.
Oh Mist! Aber wie gut, dass da jemand wie auch immer gestoppt wurde.
Hier ist es leider in der Gegend auch immer wieder üblich. Die ziehen wie Heuschrecken über das Land. Ich habe zum Glück vom Vormieter die Sicherheitstür vorinstalliert bekommen. Wohne im ersten Stock, wo ich weiß, dass sie es bei der Nachbarin direkt nebenan schon versucht hatten, gestört wurden. Wir hatten hier auch Fälle, da sind die Regenrinne hoch und runter und sogar im dritten OG über den Balkon rein. Bei den Nachbarn unter mir (EG) leider auch (im Sommer im Garten) – während ich schlief. Mich holte „irgendein einmaliger Lärm” (kleines Loch in die Scheibe geschlagen) aus dem Schlaf, später noch einer, das war die Wohnung nebenan. Ich hatte es nicht gerafft. Man kapiert es nicht, wenn man tief schläft.
Wie du schreibst: wenn sie wollen, kommen sie rein. Videoüberwachung schreckt die gar nicht ab (sie sind eh vermummt), allenfalls Bewegungsmelder an den Fenstern sichtbar, so angebraucht, dass sie zwei Mal die Scheibe einschlagen müssten, um lärmfrei reinzukommen.
Ich habe auf dem Balkon das Katzennetz (und viele Blumtöpfe), das suggeriert mir etwas Sicherheit, Am Balkonnetz zu hängen ist auffälliger, macht mehr Arbeit, Aufwand – die Blumentöpfte übersteigt niemand ohne Lärm zu machen.
Aber: Ich lasse auch im Winter irgendwo (wechselnd in den Räumen) immer eine Lampe brennen, wenn ich noch einmal rausgehe. Und bitte die Katzenversorger*innen das über Nacht auch zu tun. Wir wissen mittlerweile, dass bei den Einbrücken die Wohnungen immer vorher ausspioniert worden sind. In Berlin ist es bekannt, dass die dicke Mercedesse in Kurzeitparkzonen hinstellen, bezahlen und einfach nur gucken über Tage, am nächsten Tag ist es ein anderes Auto – die Leute kommen gar nicht auf die Idee, dass es Einbrecher sein könnten. Die gehen immer in die Wohnungen, wo tatsächlich Leute seltener sind. (Woanders wohnen, verreist sind, eher bei Freunden übernachten.)
Ich bin mittlerweile fies zu neuen Nachbarn und erzähle ihnen, dass sie sich hier nie in falscher Sicherheit wiegen sollten (Die Hausgesellschaft mag das nicht, da folgen dann immer die Anträge nach Sicherheitstüreneinbau etc.) und Fremde auf dem Gelände ruhig ansprechen sollten. Es nervt unendlich. 🙁
Ich würde wahnsinnig gern mehr Details über den Vorgang auf dem Balkon erfahren. Respekt an Ihre Mutter!
Meine Eltern hatten ein Einfamilienhaus im Neubaugebiet. Vorne Wendehammer, hinten Wiesen und Felder. Da wurde nach Einbrüchen in der Nachbarschaft in den 90ern 5-stellig in Stahlgitter investiert. Das hat sich gelohnt. Ob deshalb nie eingebrochen wurde, weiß man nicht. Vielleicht auch, weil bei dem Eckhaus am Ende der Straße (Wiesen von 2 Seiten!) zweimal eingebrochen wurde. Beim zweiten Mal wurde der, nach dem ersten Einbruch extra angeschaffte, Hund betäubt.
Nach dem Einbau der Gitter, die viel Kritik ernteten (Gefängnisvergleiche etc.) , schliefen meine Eltern aber besser, vor allem im Urlaub.
Ich habe noch nie einen Einbruch selbst erleben müssen und bewundere Ihren gelassenen Umgang damit.
So, und jetzt geh die Zeitschaltuhr am Zimmer zur Straße umstellen.
aus den Kommentaren:
„Einmal hatte einer [der Wachhunde] eine blutige Schnauze, danach gab es keine Einbruchsversuche mehr“
„Die [Einbrecher] ziehen wie Heuschrecken über das Land.“
„und Fremde auf dem Gelände ruhig ansprechen sollten“
…
Steht da so. Wer nicht merkt in welche Richtung das geht, will’s halt nicht sehen. Okay.