Ich bin heute verreist und sitze jetzt wie 2010 mit Frau N am Küchentisch, uns ist etwas schlecht, weil wir so viel gegessen haben, und wir haben auch schon Sekt mit O-Saft getrunken, und jetzt machen wir uns Sorgen über morgen und was man zum ESC alles essen möchte, aber eigentlich möchte ich persönlich das nicht mehr besprechen, also blogge ich jetzt was und bin gespannt, wie weit ich komme, bevor auffällt, dass ich am Dialog gar nicht mehr teilnehme.
Die Fahrt hierher war heute sehr interessant. Ona hatte einen Schulausflug bis 16 Uhr und kam total manisch und bestens gelaunt nach Hause, und die ersten 100 Kilometer erzählte er – teilweise ich Echtzeit – den Ausflug nach. Wie so oft, wenn ich mir anhöre, was man sich für die lieben Kleinen so ausdenkt, bin ich heilfroh, dass ich schon groß bin, mit allen negativen Konsequenzen, aber wenn ich dann sehe, wie viel Begeisterung in so einem 13jährigen Menschen entstehen kann, dann bin ich auch wieder sehr fröhlich. Jedenfalls redete er sehr viel, sehr laut, sehr schnell, etwa 100 Kilometer lang, was ich nicht kenne, das Kind ist ja ein Vertreter der Gruppe Wie war’s? – Gut. Was habt ihr gegessen? Nudeln, so gesehen war es für mich auch mal sehr erfrischend. Bei Kilometer 101 schlief er dann einfach ein.
Dann, vermutlich auch schon vorher, passierte etwas wirklich sehr Gutes, was mir im Nachhinein sehr viel Freude bereitet. Ich bin ja sehr gut in Mathe, und mein allerschärfstes Schwert ist Dreisatz. In der Schule hatte ich Chemie Leistungskurs, und ich habe mir sehr gut den Satz der Chemielehrerin in der 11/2 gemerkt: Für Chemie müsst ihr in Mathe gar nix können als Dreisatz, den aber gut. Nun weiß ich erstens nicht, ob das stimmt, und zweitens ist mir nicht klar, wie man Dreisatz weniger gut können könnte, mir scheint Dreisatz etwas zu sein, was man entweder kann oder nicht, ich jedenfalls kann ihn spätestens seit der 11/2 sehr gut, und daher hatte ich in der ersten Stunde sehr viel Gelegenheit, während der Unterhaltung mitzurechnen, was das Energieeffizienteste wäre, das Auto hat mehrere Fahrmodi auf der Skala von vollelektrisch zu vollverbrennend, mit der Option der Rekuperation, also der Wiederaufladung der Batterie im Verbrennermodus, und mit 235 Kilometern liegt die Strecke jenseits dessen, was ich vollelektrisch hätte absolvieren können, das sind nämlich eigentlich schöngerechnet nur 75 Kilometer, was für den normalen Gebrauch , der sich auf etwa 40 Kilometer in der Woche beschränkt, voll okay ist, wenn ich Frau N besuche, allerdings nicht, jedenfalls wollte ich sagen, dass ich 3/4 der Strecke Dreisatz gerechnet habe, um die effizienteste Variante für die leicht unterschiedlichen Streckenprofile zu finden, und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/H ist es mir gelungen, von den 235 nur spektakuläre 80 Kilometer Verbrenner zu fahren, und das mit unter 5 Litern pro 100 Kilometer. Man darf halt einfach nie Gas geben, aber wozu sollte man das auch zwischen Düsseldorf und Frankfurt im Berufsverkehr.
Wow. Mathe war nie meine Stärke und Dreisatz funktioniert mit Krücken. Aber es dafür zu nutzen: großartig. (Die, mit dem Hybrid, der das zum Glück anzeigt.)
Die Anzeige hat meiner auch, aber ich habe permanent ausgerechnet, ob ich gerade viel oder wenig rekuperiere und ob sich im Vergleich dann der Einsatz von Benzin lohnt, oder ob ich lieber vollelektrisch fahre. Und ja, seit ich ein Kind bin, rechne ich Sachen aus, wenn mir langweilig wird, aber ich möchte sagen: Wenn ich auf 235 km nur 80 km Verbrennerreichweite brauche, dann ist das schon sehr lohnenswert. (Die Frage war halt immer: Rekuperieren oder vollelektrisch segeln.)
Das ist eine großartige Leistung, sowohl der (Nicht-)Verbrauch als auch der Dreisatz. Spannend in dem Zusammenhang für mich: Mathe im Sinne von Rechnen fällt mir schwer. Aber ich kann mir weder Gesichter noch Namen merken, dafür Zahlen und Telefonnummern. Diesen Widerspruch versuche ich mein Leben lang aufzulösen, bisher leider erfolglos.
Die Chemielehrerin hat recht.
Es grüßt
Eine andere Chemielehrerin
Eventuell war das für mein weiteres Leben die wichtigste Information, die ich aus der Schule mitgenommen habe.