Shoot!

Ich strich ein Schlafzimmer, aber ich möchte nicht darüber sprechen.

In jüngeren Jahren habe ich permanent irgendwas gestrichen oder irgendwelche Fußböden verlegt. Ich besitze (seit ich mit einem Mann lebe, der aus dem Nähkästchen, das meine Mutter mir bei Auszug 1995 bestückt hatte mit allem, was eine alleinlebende Frau mit Handwerkerambitionen braucht, alles entfernt und durch 20 verschieden Schutzbrillen ersetzt hat) einen Schraubenzieher mit auswechselbaren Köpfen und irgendwo auch den Akkuschrauber, den ich vor 15 Jahren von Herrn H zu Weihnachten geschenkt bekam, und eine elektrische Säge. Ich habe früh einen beruflichen Weg eingeschlagen, der sehr viele Umzüge mit sich brachte, seit 1995, als ich mein Elternhaus verließ, bin ich 16 mal umgezogen in 3 Ländern und auf 2 Kontinenten. Erstaunlicherweise lag quasi nirgendwo ein Fußboden, und irgendwann konnte ich folglich besser Fußböden verlegen als streichen. Dummerweise bin ich etliche Male in Deutschland umgezogen, und da herrscht ja die Unsitte, dass man als Mieterin selber eine Küche kauft oder zu irgendwelchen Phantasiepreisen eine Poco Domäne Küche „übernehmen“ muss, das habe ich nie verstanden. Ich muss ja auch kein Klo kaufen. In den USA und den Niederlanden sind Küchen Teil der Wohnung, und nix anderes macht meines Erachtens Sinn. Als meine Mutter vor zwei Jahren hier quasi nebenan einzog, haben wir 5.000 Euro für eine winzigkleine Küche ausgegeben, denn: Man braucht ja eine Küche, und je kleiner, desto komplizierter, und ich weiß noch, dass alle Beteiligten sich kurz dachten: Nicht laut aussprechen, but well. Sie ist 80, die Küche wohnt sich nicht mehr ab. Ich werde irgendwann einen Abstand von 12.000 Euro einfordern, und weil es Düsseldorf ist, werde ich die auch bekommen.

2012 haben wir uns mal eine Wohnung angesehen, in einem sehr schönen, ebenfalls waldnahen Stadtteil, die sollte 4 Zimmer und einen Garten haben und 1.200 Euro kalt kosten. Drei Zimmer befanden sich sogar in der Wohnung, das vierte war der Vorratskeller, dort hatte man einen Teppich, Nadelfilz, ist ja feucht, reingelegt. Der Garten war eine 50 m2 große Fläche mit Kies und Buchsbaum, 2013 zogen wir dann in ein Haus mit einem echten Garten und 2014 kam dann der Zünsler in Düsseldorf an und zack, war wohl nur noch Kies übrig. Die Besitzerin der Wohnung hatte dort mit ihrem Kind gelebt und einen CDU Politiker aus meiner Heimatstadt kennengelernt, dann wollten sie dort zusammenziehen und sie vermietete die Wohnung. Für ihre Küche wollte sie einen Abstand von 5.000 Euro haben. Ich habe mehrfach die Logik erfragt, weil es ja nun nicht so sei, dass Mieter eine Küche zurücklassen würden, und sie schlug vor, dass wir die Küche für 500 Euro im Monat mehr mieten können. Das war zwar nicht der Grund, warum wir dort nicht eingezogen sind, sondern vielmehr, dass ich ihr die Pest an den Hals gewünscht hätte, so unverschämt fand ich das alles, aber nun gut, jetzt ist ja alles anders, und ich habe heute ein Zimmer gestrichen. Aber darüber wollte ich ja nicht sprechen. Morgen muss ich übrigens weiter streichen. Vielleicht möchte ich ja morgen drüber sprechen.

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