Ich schulde Ihnen noch ein Hobby. Also nicht ich, ich habe vielleicht Hobbys, aber keine, die ich öffentlich teilen wollen würde, naja, vielleicht habe ich aber auch erst wieder Hobbys, wenn ich in Rente auf der Chaiselongue liege, dann aber mit Wumms. Der 13Jährige jedenfalls hat sich ein neues Hobby überlegt, und ich befürchte, er hat mich ausgetrickst. In der Sache ist das natürlich schlecht, aber ich gönne ihm den Erfolg. Er wäre ein guter Diplomat, ein Job, der in der neunormalen Welt sicherlich noch mal sehr viel Fahrt aufnehmen wird.
Jedenfalls war meine grundsätzliche Meinung, dass man durchaus noch Hobbys haben könnte außer Handball und Liegen und Wachsen, es gibt viel freie Zeit, und nun habe ich gar nix gegen freie Zeit bei Kindern, das war eigentlich der Plan, aber ich finde, dass die Zeit nicht optimal genutzt wird. Ich wünschte mir also sehnlichst, dass er irgendwann mal wieder für irgendetwas brennt, gerne länger als zwei Minuten, und wenn man nicht gut aufpasst, was man sich wünscht, recherchiert das Kind dann auf eigene Faust und kommt irgendwann mit der Frage: „Was wäre ein guter Name für ein Axolotl?“
Roadkill, würde ich sagen, aber erstens ist das Kind ja viel zu jung, um die Axolotl Roadkill Krise zu kennen, und zweitens finde ich Roadkill keinen lustigen Namen für ein Haustier. Drittens haben wir ja schon zwei Haustiere, und zwar die allerbesten der Welt, ich finde unsere Haustierkonstellation absolut perfekt, der beste Kater und die beste Hündin, man kann nur noch an Großartigkeit verlieren. Viertens brauche ich keinesfalls noch irgendetwas, wofür ich am Ende verantwortlich wäre, im schlechtesten Fall. Ich drohe turnusmäßig, unter der Verantwortung, die ich trage, in die Knie zu gehen, und ab jetzt wird ja alles immer nur noch einfacher, da brauche ich keinesfalls irgendein Tier, dessen Überleben an meiner Zuwendung hängt. Und zu guter letzt habe ich ja alle Kleintiere früher wegmoderiert mit der eigenen Kindheitserfahrung, die geprägt war von einem Wellensittich, dann zusätzlich einem Meerschweinchen und dann als Krönung einer Katze: Ich möchte keine Tiere haben, die es nicht total super finden, bei uns zu wohnen. Bei dem einsamen Wellensittich 1980 war ich mir nicht sicher. Bei dem einsamen Meerschweinchen war ich mir eigentlich sogar recht sicher, dass es viel lieber nicht in diesem Käfig im Wohnzimmer gelebt hätte. Fiene möchte genau da leben, wo Ona und ich sind, und Oskar möchte nirgendwo leben, wo nicht unser Wohnzimmer ist. Das war das Endziel. Ein Axolotl wäre bei uns nicht zufrieden, und dann wäre ich nicht zufrieden.
Etwa eine Woche nach der initialen Debatte weiß ich: Das Axolotl war nur ein Strohtier. Ich sagte nein, er sagte okay, dann überlegte er, doch wieder Triopse zu züchten, dieses Mal aber in einem großen Aquarium, er habe ja so viel Spargeld, ich sagte ja, er recherchierte drei Tage lang und ließ dann bei einer gemeinsamen Mahlzeit fallen, dass er recherchiert hätte, dass Zwerggarnelen total praktisch seien, wenn man Triopse züchtet, weil die immer alles sauber halten (know your audience, naTÜRlich sage ich ja!), und dann dauerte es nur noch einen Tag, bis er mir irgendwas erklärte mit Nitrit oder Wassertemperatur und dass er sich überlegt hätte, doch nur Garnelen zu halten, dann aber in einem großen Aquarium, und zack, nicht aufgepasst, nicht an der richtigen Stelle widersprochen, und jetzt werden wir demnächst also ein Aquarium haben. Naja. Nicht ich. Ona. In seinem Zimmer. Ich habe ihm ein Buch über Garnelenhaltung und die Leitlinie des Tierschutzbundes gegeben, er hat alles gelesen, hat jetzt eine Liste und einen Plan und vielleicht gucke ich jetzt einfach weg, während mein Kind ein Garnelenaquarium durchzieht. Ach.
well done
Das erinnert mich an dem Blogartikel von Frau Novemberregen mit der verschlossenen Tür im Flur zum Chef.
Er lernt bei den besten 😁
Beim Axolotle dachte ich, oh nich jemand. Denn mein Chef hat seit letzten Winter auch ein Aquarium mit einem Axolotl. Er hatte auch schon viel „Spaß“ besonders wegen der Filteranlage die dann nötig ist. Ich hoffe die Garnelen sind genügsamer.
Ich kaufe ein Zelt. Aquarien machen Licht und Krach. Auch nachts.
Wenn mein Schlafzimmer neu und schick ist, könnte man auch im Besuchsfall einfach eine Rochad…
HAHAHA. Nein.