Wir haben da ja mal so einen Podcast gemacht, und an einer Stelle verriet Frau N das Geheimnis einer glücklichen Ehe: eine aktive Entscheidung. Meine Erfahrung ist, dass man sich auch aktiv dagegen entscheiden kann, aber das System ist ja das Gleiche und bildet mich insgesamt sehr ab: Eine Entscheidung muss her, und danach richtet man sein Leben dann neu aus.
Ich entscheide hiermit feierlich: Ich bin jetzt wieder gut gelaunt. Die Pandemie wird ja jetzt weggeimpft, die politische Klasse zerlegt sich ganz ohne weiteres Zutun einfach selbst, wir müssen nur zuschauen, ich habe an Baustellen geräumt, die lange abgesperrt waren und antizipiere Reparatur an der Straßenoberfläche, ich wünsche mir so unfassbar doll eine Impfung, habe aber mal kurz in Relation gesetzt, wie lange es noch dauern wird, bis ich vermutlich dran sein werde und wie lange ich schon wieder gelockdownt bin, was sich ja auch gar nicht anfühlt wie ein halbes Jahr, sondern eher wie vier Wochen, und dann muss ich das jetzt halt einfach nur eben noch ein bisschen aushalten, und dann wird ja die Welt signifikant besser, ich werde Schlingensief und Kentridge sehen, ein neues Auto mit perfektem Blinkgeräusch fahren, die Menschen, die mir fehlen, treffen mit Anfassen, ohne dass am Ende einer stirbt, es wird draußen nicht schneien, das Semester wird vorbei sein, meine Haare werden lang, seidig und grau sein, und insgesamt wird die Welt sehr gut werden. Ich werde jeden Tag ein Quell der Freude für mich und meine Umwelt sein, lachen, draußen rumlaufen und alles einfach nur noch schön finden. Leider wird vermutlich der Kontakt zu Frau N abbrechen müssen, ich denke nicht, dass sie mit meinem lebensbejahenden neuen Ich gut zurechtkommen wird. Aber man kann natürlich nicht alles haben. Vielleicht gewöhnt sie sich aber auch.
So, das ist der Plan. Und wenn jetzt auch nur eine:r hier zu Wort meldet mit „alles bleibt schlecht“, dann ist hier RICHTIG was los.