Oh je, wir müssen bald schon wieder abreisen, da steht mir nicht der Sinn nach. Die allabendlichen Doppelkopfrunden entwickeln sich für uns nicht positiv, da wir fälschlicherweise letztes Jahr in Venedig der nächsten Generation das Spiel beigebracht hatten, sind wir nun natürlich zu viele, und da die Generation – was ist es eigentlich, Z? – ja ungern verzichtet, ist es so, dass alte Frauen und alte Männer jeweils zusammen spielen müssen, damit die Brut den Spielspaß für sich alleine hat. Frau N und ich wachsen langsam zusammen, wenngleich sie momentan so urlaubsmilde gestimmt ist, dass sie sogar anmeldet, wenn beim Zählen ein Punkt gegen uns vergessen wurde, das würde ihr im echten Leben natürlich nie passieren. Auch meine Konsultation in der Küche, in der ich erklärte, warum wir jetzt Re sagen sollten (5 der 6 höchsten Trümpfe und Asse auf der Hand), beschied sie negativ, lieber erst mal gucken, dann gewannen wir mit keine 6, naja, man hätte Re sagen können. Ich merke gerade, dass das schon wieder so ein Nischenthema ist, wie ein Handballpost ohne Ball. Jedenfalls haben die letzten Abende jeweils die Kinder auf Platz 1 und 2 abgeschnitten, aber gut, für mich zählt ja sowieso nur, dass wir vor den Herren sind, und das konnte heute auf dem guten dritten Platz sicher nach Hause geholt werden. Mansplaining abgewendet.
Ansonsten hatte zumindest Herr H heute einen etwas verwirrten Tag, wir fuhren erst zu einer Mölle, stellen Sie sich hier jetzt so ein dänisches o mit Strich durch vor, für die Mathematiker: wie das Durchschnittszeichen. Das war sehr schön, bis auf die Tatsache, dass Ona sich einmal sehr den Kopf gestoßen hat im Mühlhaus, das selbst für mich mit etwas über 1,70 nicht überall aufrecht begehbar war. Dann redeten wir sehr lange mit einem der beiden Herren, die dort ehrenamtlich das Kulturgut am Laufen halten, das ist insgesamt sehr schön, es scheint, Fynen wird in erster Linie von Rentnern im Ehrenamt bewirtschaftet. Der Mann war jedenfalls uneingeschränkt sympathisch, das habe ich selten, so ein Gefühl, sehr woke für einen Rentner, und dann erzählte er von seinem Sohn, der irgendein Computerspiel programmiert hat – an dieser Stelle bin ich kurz eingeschlafen, Jonathan hingegen konnte im Auto noch Stunden nichts anderes sagen als „Ey, der Typ hat die Welt revolutioniert“. Es war alles sehr sehr nett, ich konnte endlich unsere Frage platzieren, nämlich, was all die Menschen auf Fünen arbeiten, es gibt da ja nichts, und auch keine Touristen, und meine Vermutung war richtig: Sie arbeiten einfach alle in Odense. Also fuhren wir dorthin, Menschen gucken, die ganz Erwachsenen gingen folgerichtig alleine ins Hans-Christian Andersen Museum, das war schön, dann verlor Frau N ihr Handy auf den Klo, ich rief das Handy an, dran ging eine Frau, die kein Englisch sprach, wir konnten es dennoch abholen. Nächster Halt war dann das Streetfood Dingens, und das war wirklich spektakulär gut, wir haben für den Rest des Urlaubs genug gegessen. Herr H sollte dann das Auto holen, in dessen Kofferraum sich das Fahrrad befand, mit dem er eigentlich von Odense zurück zum Fahrradverleih fahren wollte, um es vor 20 Uhr abzugeben. Er wollte gerade aufbrechen, als ich sagte: „Nimm bitte den Autoschlüssel mit“, er kam zurück, nahm den Autoschlüssel an sich und ging, und etwa 5 Minuten später erst fiel uns auf, dass er ihn doch auf dem Tisch hat liegenlassen. Dann ging er nicht mehr ans Handy und las keine Nachrichten, egal, während ich schreibe, merke ich, wie lahm die Geschichte nacherzählt ist. Live dabei war sie jedenfalls sehr lustig, niemand konnte sich erklären, wieso er den Schlüssel genommen und dann wieder auf den Tisch gelegt hatte, und dann mussten wir irgendwann mit dem Auto sehr schnell zurückfahren, um das Fahrrad abzugeben, Frau N rief von unterwegs beim Fahrradverleih an, dass wir etwa 5 Minuten später erst da sind und leitete ein mit dem Satz: „I’m calling for my friend, he was supposed to return bike number 2 by 8, but right now he is not as close as he hoped he would be“, dann mussten wieder alle lachen, lässt sich aber auch wieder nicht lustig nacherzählen, und wenn hier sowieso alles schwer so zu erzählen ist, dass man rausliest, wie lustig es eigentlich war, dann kann ich auch mit der Pointe enden, dass Herr H im Parkhaus wieder seine Schiebetür am Auto offengelassen hatte, also komplett, und dass dieses Mal weder sintflutartiger Regen dem Auto einen Totalschaden beschert hat, noch wurde das geliehene Rad gestohlen.