Alle machen sich Sorgen, aber ich kann Deutschland beruhigen: Der Automobilbranche geht es gut, es gibt nichts zu sehen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich schon zum zweiten Mal ein Auto kaufen möchte, und das betreffende Autohaus hat offensichtlich gar kein Interesse daran. Noch mal frage ich nicht, ich hab ja Zeit, ab November etwa werde ich beginnen, hinterher zu telefonieren, so muss meines Erachtens erst einmal reichen, dass ich eine Nachricht hinterlasse, dass ich gerne eventuell Auto XY kaufen möchte, wenn das nicht reicht, kann ich nicht helfen. Das Auto kostet soviel wie 3 mal der Renault Kangoo, den wir 2009 gekauft haben, damals sind wir hingefahren und haben dann ein langes Verkaufsgespräch geführt, was das bestimmt gekostet hat, wir haben Kaffee und Wasser bekommen, und naja, unterm Strich fühlte ich mich dort gut abgeholt, ich weiß sogar noch den Namen von dem Herrn, der uns beraten hat, 14 Jahre später. Jetzt mache ich es dem Autohaus eigentlich sehr einfach, ich suche aus und möchte dann kommen, die Diskussion um „was letzte Preis“ spare ich mir, da habe ich auch gar keine Lust drauf, das ist aber auch einfach, weil das einfach der Markt für mich regelt, indem das Auto erstmal rumsteht, und dann wird es ja von ganz alleine billiger.
Vielleicht ist das so ein vermeintliches Luxusgehabe. Man kennt ja diese superwichtigen Restaurants oder Bars, die sich durch besonders schlechten Service auszeichnen, wo die Bedienung schlimm und das Produkt super ist. Wir hatten vor vielen Jahren das Phänomen mit einer sehr hippen Eisdiele im genauso hippen Flingern, die wir fußläufig erreichen konnten, anfänglich geführt von zwei Endvierziger-Brüdern, einer unfreundlicher als der andere. Die Eiskugel war unangemessen teuer, aber die Sorten waren allesamt so lecker, wie man es sonst gar nicht kannte, und es gab so Dinge wie Tonkabohne und alles Mögliche mit Basilikum und Thymian. Regelmäßig wurden Kinder angemotzt, Eltern sowieso, Klo nicht benutzen, wenn man das Eis draußen isst, wenn man das Eis draußen isst, dann nicht auf der Mauer sitzen, Kind fällt Eis runter und dann ganz lautes Gezeter, aber wir haben es geliebt. Nach dem 2. Sommer hatten wir eine familieninterne Choreographie, Herr H. blieb mit dem Dreijährigen draußen stehen, abseits der Sichtachse, ich ging rein und holte Eis, ganz freundlich, ohne Smalltalk und Eis-Fallenlassen, und unter wirklich gar keinen Umständen konnte jemand aufs Klo oder Händewaschen. Während ich den Satz schrieb, überlegte ich gerade, ob es eine Analogie zwischen dem Basilikumeis und einem Mercedes EQA sowie dem jeweiligen Point of Sale gibt, und ob am Ende vielleicht doch alles gut ausgehen wird, aber ich glaube, es gibt keine. Schade.
Tsihi. Ich glaube Verkäufer hören auf sich zu bemühen, sobald sie merken, dass man kaufen will. Dann sitzen sie psychologisch plötzlich am längeren Hebel. Das Phänomen ist bei Fahrradverkäufern auch ziemlich ausgeprägt.
Vielleicht erklärt sich auch einiges darüber, dass niemand mit sieben in ein Poesiealbum als Traumberuf ‚Autoverkäufer‘ schreibt? Hab ich zumindest selbst in den wertebezogen doch etwas anderen 1980ern nie gesehen. 😉 Wobei natürlich trotzdem gilt „Augen auf bei der Berufswahl.“
Bonusgedanke: Vielleicht füllen gerade ehemalige Kaufhof-/Karstadt-Mitarbeiter die Fachkräfte-Lücke im Einzelhandel? Dort schien ja ‚Kunde droht mit Auftrag“ im Ausbildungscurriculum durchaus einen größeren Bereich einzunehmen, wie die anekdotischen Erfahrungswelten meiner sozialen Umgebung nahelegen. 😉
Sie suchen scheinbar beim falschen Autohersteller. Dort herrscht die Einstellung, der Kunde komme von alleine. Hinterherlaufen oder „übertriebenes Engagement“ ist dort nicht.
Gestern habe ich es endlich geschafft, den Werkstattleiter meiner bayrischen Nobelmarke zum Zucken zu bringen.
Der Kofferraum schloss nicht mehr richtig, und somit konnte auch das Dach nicht eingefahren werden.
Ich sagte es ihm, und er erklärte mir dann ausführlich, dass beide zusammenhängen.
Das haben wir bereits begriffen, antworte ich.
Dann zuckte er.