26.08.2024

Wissen Sie noch, damals? Mitte der Nullerjahre, als wir alle noch ganz jung waren? Da haben wir immer lustige Witzchen gemacht, wie wir später zusammen hier alt werden. Jetzt ist später, wir sprechen heute über Rücken.

Habe ich nämlich, nun gut, habe ich immer ein bisschen gehabt, aber neulich fiel mir auf, dass mein neues „thing“ zu sein scheint, dass ich mich morgens fertigmache, anziehe, dann vielleicht irgendwas mit Körnern esse, dann noch mal Zähne putze, und dann ziehe ich mir das finale Oberteil an. Die Routine hatte sich ganz unbemerkt eingeschlichen, ich kann ja gut aus Mustern lernen, sie hinterfragen fällt jedoch manchmal zu kurz aus. Jedenfalls stand ich neulich am Waschbecken, begutachtete den großen Zahnpastafleck vom heutigen Putzen auf dem T-Shirt, und fragte mich, wie es eigentlich sein kann, dass ich mir 47 Jahre die Zähne putze, ohne mich hinterher umziehen zu müssen, und von jetzt auf gleich muss ich mich einfach jeden Tag umziehen. Am nächsten Tag beobachtete ich mich quasi von außen beim Zähneputzen und stellte fest: Ich beuge mich nicht mehr über das Waschbecken. Ich stehe kerzengerade davor, putze meine Zähne und versuche dann, gezielt auszuspülen, was aufrecht natürlich nicht funktioniert, also besudele ich mich täglich.

Gut, ich hatte ja schon andere Anzeichen bemerkt: Wenn mir etwas runterfällt, wäge ich ab, ob ich es in den nächsten Minuten benötige oder ein Tier bei Kontakt sterben wird, wenn das nicht so ist, lasse ich es einfach liegen. Im gemeinsamen Urlaub neulich war Frau N mehrfach überrascht von Dingen, die auf dem Fußboden lagen, tja, da waren so viele Leute, irgendjemand kann sich bestimmt besser bücken als ich.

Das geht so natürlich nicht weiter! Nun, da es mir einmal bewusst geworden ist, stelle ich fest: Alles etwas rostig geworden. Der Körper verändert sich, und ich untertreibe nicht, wenn ich sage: Nicht zum Guten. Hauptunterschied zu 47 ist, dass jetzt quasi alles wehtut, nicht nur punktuell Sachen, die bekanntermaßen bereits kaputt sind. Das Fahrrad war der erste Schritt, gestern bin ich tatsächlich 50 Kilometer gefahren, von zuhause nach Kaiserswerth, dann mit der Fähre rüber nach Meerbusch, von da nach Krefeld, wieder rüber nach Duisburg und nach Hause, das kommt mir im Kopf noch sehr unwirklich vor, macht aber großen Spaß, hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal ein Mensch werde, der Fahrradtouren macht! Der nächste Schritt war die Yogamatte, ich muss Gymnastik machen, wenn die Bandscheiben oben *und* unten kaputt sind, muss man was machen, Rumpfmuskulatur, Faszien, alles, ich bin dabei. Dummerweise kann ich keine Online-Yogakurse machen, die Sprache ist mir zu esoterisch, ständig muss man etwas abspüren und reinspüren, wenn ich was spüren möchte, beuge ich mich übers Waschbecken. Ich will jemanden, der mir sagt, wie ich mich auf der Matte hinlegen soll, dann irgendwo dran ziehen, und dann möchte ich gedehnt sein. Diese Videos von Liebscher-Bracht habe ich vor Jahren für den Hals schon entdeckt, eine Übung mache ich regelmäßig, die tut mir sehr gut, ich erinnere mich aber, dass die medial dann sehr in der Kritik standen. Ich hoffe nicht, dass die Übungen schlecht sind, an meiner Halsübung hänge ich sehr.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich mache jetzt mit Frau N einen Sportkurs für Vielsitzer, vielleicht haben Sie davon schon gehört, viele Krankenkassen zahlen den, wenn man durchhält. Und manchmal sind wir ja doch sehr unterschiedlich, unsere erste Reaktion auf die Kurskommunikation war nämlich sehr unterschiedlich. Es ist so: Der Kurs dauert 10 Wochen, die erste Sitzung ist jetzt freigeschaltet, alle 7 Tage wird die nächste freigeschaltet, die Kasse zahlt nur, wenn ich bis zum 13.01. alle Sitzungen absolviert habe. Hallo? Das ist so weit entfernt von Selbstermächtigung und Autarkie, dass ich nur noch Screenshots schicken konnte mit „gängel gängel gängel“ drunter. Frau N hingegen sah den Screenshot von der Sitzung „Sitzweltmeister Deutschland“ und war sofort ganz begeistert, Weltmeisterinnen, wie toll ist das denn?

Nun denn. Frau N hat 1000 Fragen, die muss aber jemand anderes beantworten, zum Beispiel, ob sie sich auch so eine Matte kaufen muss, aber ich bin da ja nicht im Lead. Ich nehme teil. Am Seniorinnensport.

6 Gedanken zu „26.08.2024“

  1. Ich fühle mit Dir, Schwester! Heute war mein 1. Termin für Beckenbodengymnastik! Liebe Grüße, ich hoffe auch auf den Zuschuß der Krankenkasse.

  2. Kleine Schrecksekunde, in 10 Wochen ist Ende Januar? Einself. Vielleicht buche ich lieber körperliche Beweglichkeit UND geistige Fitness, ich musste die Monate an den Fingern abzählen vor Schreck

  3. Für Yoga ohne Eso-Gequatsche kann ich die Videos von Mady Morrison empfehlen. Sehr schön präzise Ansagen, was wohin bewegt werden soll, man muss theoretisch nichtmal hinschauen. Geht auch gut als Anfänger ohen Vorerfahrung.
    Ich mag sehr, dass sie jeweils Monatspläne als Playlists erstellt, sodass man nicht groß drüber nachdenken muss, welches der 100en Videos man heute mitturnen sollte.

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