Eventuell sehe ich eine gewisse Gefahr, dass es hier in den nächsten 16 Monaten etwas monothematisch wird. Es wurde nämlich eine Grundsatzentscheidung getroffen. Und da müssen Sie jetzt kurz ganz tief einatmen: Herr H. wird nächstes Jahr ein Flugzeug benutzen. Zum letzten Mal in seinem Leben, es sei denn, es ist sehr, sehr wichtig. Aber einmal fliegt er noch.
Denn wir machen jetzt, an das, was unser, naja, seien wir ehrlich, inzwischen vielleicht eher mein vorletzter Eintrag auf der Bucket List ist, einen Haken und fahren in den Sommerferien 2025 vier Wochen durch Kalifornien. 2007 ritten wir auf zwei Mulis gerade durch den Yosemite Park, als wir beschlossen, dass wir das irgendwann mal mit potenziellen Kindern auch machen wollen. Und dann halt Sommer 2025.
Ich bin sehr aufgeregt, und ich habe schon altes Material und viele Erinnerungen von zwei Jahren San Francisco und drei großen Roadtrips durch Kalifornien in meinem Kopf zusammengetragen, nach zwei Tagen Vorfreude steht eigentlich schon alles.
Die Sachen, die ich unbedingt machen möchte, habe ich schon geklärt: Fast alles noch da, hervorragend. Vermutlich wird es ungefähr so gehen, wir haben jetzt ja auch noch 16 Monate Zeit, um ausführlich alles festzuzurren:
Wir fliegen von Düsseldorf oder Amsterdam nach San Francisco, nicht über Heathrow, das ist wichtig, das habe ich früh gelernt, am liebsten bin ich über Atlanta geflogen, das war immer unstressig. Gut, werden wir sehen. Dann landen wir in SF, ich werde bei der Immigration nicht verhaftet, hoffe ich, und dann sind unsere Koffer brav mitgekommen, und wir setzen uns in die BART und fahren in die Stadt. Dort habe ich für fünf Tage eine Unterkunft gemietet, vorzugsweise in der Mission, wo ich gewohnt habe, da sind ja auch die Läden, die ich dringend besuchen möchte. Dann kommen wir dort an, gehen duschen, niemand legt sich hin, es wird nachmittags sein, und dann gehen wir zu Papalote und essen da einen Burrito mit der hauseigenen Salsa. Papalote lernte ich 2006 am Tag der Ankunft kennen, weil die Mitbewohnerin mich da hin schleppte, und dann habe ich zwei Jahre lang ständig da gegessen, und dann habe ich etwa 17 Jahre lang von Papalote Burritos geträumt. Dann werden wir müde sein und gehen schlafen.
Am nächsten Tag stehen wir vermutlich früh auf, weil das so ist, und dann gehen wir bei Tartine frühstücken, was eventuell viel weniger spektakulär ist, wenn man gerade aus einem Land eingereist ist, in dem es gutes Brot gibt. Aber gut. Dann können wir gerne irgendeinen Touristenquatsch machen, mit Herrn H. war ich 2006 oder 2007 auf Alcatraz, das möchte der Teenager auch machen, und ansonsten kann man ja machen, was alle machen, Cable Car fahren und so. Vielleicht möchte das Kind auch ein bisschen rumlaufen und shoppen. Twin Peaks gucken wir uns auch an, natürlich, und ich möchte mit dem Bus von der Mission über Potrero Hill zum Bahnhof fahren, das habe ich nämlich immer machen müssen und fand es total spektakulär. Wir bleiben noch einen weiteren Tag einfach so in der Stadt, es gibt ja viel zu gucken.
Am vierten Tag holen wir morgens einen Mietwagen ab und fahren dann über die 280 nach Stanford. Das Kind möchte da mal gucken gehen, ich kenne auch noch ein paar Leute, wenngleich meine Chefs alle nicht mehr dort sind, aber das wird auch schön. 280 ist wichtig, weil mein erster Arbeitstag so aussah, dass ich mit zwei Kollegen aus der Stadt über die 280 nach Stanford fuhr, und dann fährt man halt meilenweit an Bergen mit unfassbar riesigen Wäldern entlang, dass man als Europäerin irgendwann auf dem Rücksitz sitzt und nur noch „Holy Shit“ sagen kann, das ist ein Effekt, den ich bei Jonathan sicher auch erwarte. Ich freue mich auch auf das Flintstone House, das man plötzlich von der Autobahn auf dem Berg sieht, ich bin sehr gespannt, welche Farbe es heute hat. Vielleicht möchte ich auch mal näher ranfahren, das habe ich jedes einzelne Mal gesagt, wenn ich dran vorbeigefahren bin. Nach einem guten Tag in Stanford fahren wir dann zurück in die Stadt, allerdings mit einem Zwischenstopp in Halfmoon Bay, um da bei Barbara’s Fishtrap zu Abend zu essen. Früher war das ein Restaurant, sehr toll, einfach mitten im Ozean auf Stelzen und dekotechnisch leicht drüber. Inzwischen ist Barbara sehr alt, aber die Fishtrap gibt es noch, wenn ich die Fotos richtig verstehe, ist es dekotechnisch eher eskaliert und die Teller erinnern mehr an Imbiss als an Restaurant, aber ich werde es ganz toll finden.
Zurück in der Stadt werde ich dann sehr hart nachdenken, wo doch gleich die gute Rooftop Bar war, aber auch da habe ich ja noch viel Zeit zum Nachdenken. Am nächsten Tag setzen wir uns wieder ins Auto und fahren über die Golden Gate nach Marin County und besuchen die Muir Woods. Ein Mammutbaumwald mit guten Wanderstrecken, Herr H und ich haben das schon mal gemacht, ich denke, das Kind wird begeistert sein, er findet die Wälder an der Mosel schon so gut. Zurück über Sonoma und Napa, kurzer Abstecher nach Berkeley, zuhause Papalote Burrito und schlafen.
Am nächsten Tag geht’s dann echt los, Highway 1 South. Als ich 2006 meinen ersten Roadtrip machen wollte und meinem Chef erzählte, dass ich ein Stück Highway 1 fahren wolle, befahl er mir, dass ich nach Norden fahren müsse und über Sonoma zurück. Den Grund habe ich beim ersten Mal Highway 1 South sofort verstanden. Es geht halt sehr, sehr, sehr weit runter rechts neben dem Auto, und es gibt sehr oft keine Leitplanken, vermutlich würden die ja auch eh nicht helfen, und ich hatte insgesamt ein sehr viel angenehmeres Gefühl, wenn zwischen mir und dem 400-Meter-Abgrund noch eine weitere Fahrspur ist. Aber gut, reden wir nicht drüber, wir fahren Highway 1 South. Zwischenstopps sind geplant in Carmel, das ist lustig und sehr pittoresk, man darf übrigens keine Stöckelschuhe anziehen dort, ich weiß nicht, ob das unter Bürgermeister Clint Eastwood beschlossen wurde, mir ist es recht. Dann natürlich Big Sur, da muss ich mal gucken, wo wir bleiben, vielleicht bleiben wir auch zwei Tage, es ist sehr schön dort. Eine Nacht auf jeden Fall, da muss ich in den nächsten 16 Monaten noch einen besseren Plan entwickeln.
Bislang bin ich nie südlicher als San Luis Obispo gekommen, 2025 reist ein Teenager mit, der nach LA möchte. Mal gucken, was er da will, die Erwachsenen wollen nicht nach LA, aber gut, vielleicht wird das ja schön, er soll einen Plan machen, was wir da machen und wie lange wir da bleiben. Und wenn wir uns schon die Mühe machen, an San Luis Obispo vorbeizufahren, dann kann man ja auch so ein Familienfoto vor den Hollywood Hills machen. Sei’s drum.
Von LA aus geht es dann landeinwärts weiter, schon wieder hat das Kind einen Wunsch, den niemand teilt, er möchte nämlich ins Death Valley. Gut, machen wir auch das. Je nachdem, wie viel Lust wir haben, legen wir noch zwei Tage in Las Vegas ein. Dazu sei gesagt, dass ich das bereits dreimal geplant hatte, dann aber in letzter Konsequenz nie Lust hatte, wieso sollte man sich Las Vegas ansehen, wenn San Francisco die Homebase ist, das ist ja recht einfache Mathematik. Wenn mir die fehlende Vegetation des Death Valley dann final aufs Gemüt geschlagen hat, geht es weiter zurück gen Norden, in den Yosemite Park. Mit Herrn H. war ich nur 4 Tage dort, das war zu wenig, also wollen wir mindestens eine Woche bleiben. Muliausritt ist natürlich obligatorisch.
Und dann fahren wir zurück nach San Francisco, bleiben dort noch ein paar Tage, ich gehe noch einen letzten Burrito bei Papalote essen, verdrücke ein Tränchen und fahre dann nach Hause.
So wird das sein. Ich freue mich sehr.
Als regelmäßige Pre-Clearance Nutzerin kann ich nur empfehlen nie anders als über Brüssel oder Dublin in die USA zu fliegen. Da geht die Immigration so viel schneller als in den USA und man spart 2-5 Stunden bei der Einreise.
Klingt sehr schön!
Wir haben 1992 einen ähnlichen Kalifornienbesuch gemacht, allerdings in Los Angeles begonnen und nach Norden bis nach San Francisco gefahren. Es war mit damals 6 jährigem Kind und beinhaltete in LA natürlich Disneyland, eine Führung durch Hollywood und einen kleinen Tierpark mit Streichelzoo.
Wir sind diese unglaubliche Küstenstraße über Santa Barbara und Monterey gefahren, Death Valley haben wir wegen der Hitze ausfallen lassen. Sequoia National Park und Kings Canyon waren auch toll, Yosemity Park war halbverkohlt durch ein riesiges Feuer in der Woche vor unserer Ankunft. Das absolute Highlight waren die Redwoods in Muir Woods. In einem späteren Urlaub waren wir mal 2 Tage in Las Vegas, kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Alcatraz und eine U-Boot Besichtigung haben wir in San Francisco auch noch mitgenommen, dann ging es an die Ostküste Verwandte besuchen. Es war ein toller Urlaub und die Natur macht einen manchmal sprachlos.
Oh, das klingt so toll und ich freue mich schon jetzt auf die (hoffentlich hier erscheinenden) Reiseberichte. Yosemite ist einfach großartig. leider muss man sich mittlerweile anmelden und kann nicht mehr einfach hineinfahren wie noch vor 20 Jahren. damals waren zwar dei campgrounds im Par auch voll, doch wir hatten kurz vor einem der Eingänge einen kleinen niedlichen gefunden.