09.07.2022

Lustigerweise nähern meine wankelmütige Laune und die Teenager-wankelmütige Laune sich einander an. Heute habe ich sehr gemotzt und sehr geherzt.

Ich möchte vorab einwerfen, damit hier keinerlei Zweifel aufkommen können: Ich liebe mein Kind sehr, es ist super. Zurück zum Text.

In den letzten Tagen habe ich mit einer Freundin sehr lange über unsere Kinder geredet. Ihre sind genau ein Jahr jünger und ein Jahr älter als meins, und das ältere ist meinem Kind in sehr vielen Belangen sehr ähnlich. Eine Parallele ist zum Beispiel, dass beide Kinder – und ich kenne übrigens nur sehr wenige in dem Alter, bei denen es anders ist – einfach nach oben offen lange im Bett liegen können und irgendwelche Dinge mit irgendwelchen Geräten machen können. Hier rezent: 72 Stunden, davon 48 Stunden mit seinem Freund. Ich selber bin ja alt und spießig und irgendwie anders sozialisiert, und mich macht das vollkommen wahnsinnig. Kinderbashing mag ich ja nicht, aber ich sag’s mal so, wir haben uns heute unilateral darauf geeinigt, dass man den Rest der Ferien mal Sachen ohne Geräte macht, um mal zu gucken, wie das noch mal war mit der Langeweile.

Das ist nämlich ein wirklich großer Unterschied zwischen Kindsein/Pubertät heute und vor 30 Jahren. Der Ansatz „irgendwann wird ihm schon langweilig“ funktioniert heute nicht mehr. Ihnen wird nicht langweilig. Sie können ja Tiktok und Switch und Insta und alles, und dann ist der Tag schnell um. Dummerweise hat man dabei dann gar nix Sinnvolles gemacht, und am Ende ist man ganz unausgelastet und unzufrieden mit sich selbst, so stelle ich mir das zumindest vor und beobachte zumindest etwas, das mich daran erinnert. Heute um 16 Uhr habe ich also dem Spuk Einhalt geboten, und seitdem ist viel passiert.

Um 17 Uhr hatte das Kindelein sein Fahrrad geputzt und aufgepumpt und fuhr los, Fahrradtour an den Rhein, wo er dann Herrn H., den Hund und seine Gummistiefel hinbestellte. Dann wurde gebuddelt und der Hund gebadet. Um 21 Uhr waren alle wieder da und hatten inzwischen beschlossen, nach 7 Jahren Anlaufphase doch jetzt mal das Dach des Schuppens zu begrünen. Wir haben ja noch den Bungalow mit Flaschdach, das ist aber eher eine Aktion für Profis, und außerdem muss das Dach erst noch geprüft werden. Mein Vorschlag, vielleicht noch die Terrasse neu zu machen, kam auf Wiedervorlage.

Dann war ja, da es nichts anderes zu tun gab, endlich Zeit, mal angekommene Pakete zu öffnen, und was soll ich sagen. Das Kind wächst in einem politischen Elternhaus auf, es war zu erwarten, dass das irgendwann durchschlägt. Er hatte sich Aufkleber bestellt.

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Und da man im Teenageralter ja Idole braucht, war sein Plan, das zu tun, was Düsseldorfs berühmtester Künstler Eric von Jordan gestern Nacht wieder vor meinem Schlafzimmerfenster verbrochen hatte:

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Und so kamen Kunst und Politik auf der Laterne vorm Haus sehr schön zusammen.

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Hier lesen ja auch Juristen mit. Die Regel, die wir besprochen haben, lautet: Nicht auf Privateigentum, mehr muss ich nicht wissen. Jetzt rennt er draußen rum, mit seinen Aufklebern. Ich weiß von nix, richtig? (Wichtigste Regel: Immer erst mal alles im Internet aufschreiben!)

5 Gedanken zu „09.07.2022“

  1. Oh, die Aufkleber möchte ich auch. 🖤 Wo hat das Kind die bestellt? Mag es mir das mitteilen? Dankeschön vorab! 🙂

  2. Das ist ja bemerkenswert politisch, den öffentlichen Raum mit diesen hochbrisanten Plastikaufklebern vollzukleistern. Ich bin schwer beeindruckt.

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