So, zack, Kind groß. Soeben kam er nämlich ins Büro, sehr aufgeregt, leicht klamme Händchen, er hätte einen Job angeboten bekommen, wie er jetzt verfahren solle. Durchatmen.
Also es ist ja so: Mein Sohn hat ein Laster, und zwar ein sehr kostenintensives. Nein, nicht Drogen oder Spielhalle, sondern Falafel. Er gibt sein gesamtes Vermögen beim Libanesen, und wenn man dann einen Wunsch hat, dann muss man gucken, ob irgendein Elternteil sehr gut gelaunt ist und da mal helfend einspringt. Wir diskutieren das Thema seit ein paar Wochen, ich zweifele auch an meiner Vorbildrolle, denn es kommt ja nun schon mal vor, dass niemand hier Zeit hat, zu kochen, und dann bestellen wir halt beim Thai, aber nun gut, mit 14 habe ich das so nicht gemacht. Andere Zeiten. Jedenfalls hat er das Dilemma wohl langsam durchdrungen und sich auf einen Job als Zeitungsausträger beworben, eine Stunde in der Woche, und nachdem sich lange niemand gemeldet hatte, kam dann heute ein Angebot eines Zustellgebiets, ich arrangierte mich kurz mit dem Gedanken, dann führten wir ein Telefonat mit der Dame, die ihm gemailt hatte, sie klang sehr nett, wie Mutter Beimer, und war sehr erfreut, direkt mit der gesamten Familie zu sprechen, und jetzt kommt jemand und bringt uns einen Vertrag und so einen Bollerwagen, und dann habe ich einen angestellten Sohn, der Anspruch auf Urlaub hat, verrückt. Sein Handballfreund macht den Job auch, letztes Jahr kriegte er auch die Energiepauschale. So kann’s gehen.
Ansonsten war ich ja gestern einkaufen, als ich nach Hause kam, standen Pakete vor der Tür, darunter eines, das ein Gewürz enthielt, Piment d’Espelette, eine Chilisorte, und dann stand ich geraume Zeit in der Küche und überlegte, wann ich das wohl bestellt hatte, wer unser Gewürzregal kennt, schließt nicht aus, dass ich Gewürze bestelle, ich erinnerte mich allerdings nicht daran, also schlussfolgerte ich, dass Herr H das bestellt haben musste, da es sich um Chili handelte, und Chili ist ähnlich wie Falafel Jonathans Grundnahrungsmittel, vermutlich auf Geheiß des Kindes, also sortierte ich es ins Regal und beschloss, später nachzufragen. Das vergaß ich natürlich, aber heute erreichte mich eine Nachricht von Freunden, ob bei uns niemand mehr wohnen würde, Erdgeschoss und Homeoffice und dann müssen trotzdem die Nachbarn die Päckchen annehmen, dann kombinierte ich und rief an, um mich abzusichern.
Und ja, sie hatten mir Piment d’Espelette geschickt, anlässlich eines Gesprächs, das wir geführt hatten, welches Thomas Anders zum Gegenstand hatten. Warum ich mich über Thomas Anders unterhalte, erzähle ich demnächst, aber wie gut, dass ich jetzt sein Lieblingsgewürz besitze, und dann noch in Kombination mit seinem Kochbuch, welches Herr H mir als Gag zu Weihnachten geschenkt hatte. War noch in der Folie, Sonderpreis 25,- Euro, darauf dann ein großer roter Preis, 7,95 Euro, da muss man ja zugreifen!
Baskisches Gourmet-Chili. D
Sie versnoben zunehmend.
(SCNR)
Tatsächlich ist PdE auch mein Lieblingsgewürz (ich hätte nicht gedacht, dass ich Dinge mit Thomas Anders gemeinsam habe). Tip am Rande: dunkel aufbewahren (obwohl es in der Regel in durchsichtigen Gläsern kommt). Aussehen und auch Geschmack leiden in UV-Licht.
Ich glaube, dass Herr Anders ein sympathischer Mensch ist. Es ist hier eine Ortsgröße im Koblenzer Bereich und wird gerne interviewt. Und ich finde, er ist gut gealtert. Keine Op, zumindest keine sichtbare, keine langen Haare, nett angezogen.
Dass er kocht und ein Kochbuch herausgibt, wurde hier ausreichend kommuniziert.
Ich weiß allerdings nicht, was er jetzt singt.