15.01.2023

So. Ich habe keine Angst mehr. Es ist alles gut. Es wird weitergehen, und das, was kommt, wird super sein. Also gesetzt den Fall, Weltuntergang dauert noch ein bisschen, was ich ja als grundoptimistischer Mensch hoffe, weil alles andere ja schrecklich wäre und vor allem: undenkbar. Buchstäblich.

Jedenfalls war ich gestern auf dem 50. Geburtstag einer Freundin eingeladen, recht kleiner Kreis, ich kannte niemanden außer dem Geburtstagskind, alle waren etwa ein Jahrgang, also 3-4 Jahre älter als ich. Ich hatte ja im Zusammenhang mit dem 50. Geburtstag von Frau N bereits festgestellt, dass scheinbar alles eine Frage der Perspektive ist, und diese Perspektive sich mit mir weiter verschiebt. Alle Menschen um mich rum, die 50 werden, empfinde ich als „unglaublich jung“ für ihr Alter. Wenn das also eine Kohorte von 100% der Menschen, die ich kenne, betrifft, ist es vielleicht an der Zeit, die eigene Erwartung anzupassen, theoretisch ist es ja auch immer möglich, dass man selber die Sache falsch sieht, nicht dass alle anderen Leute falsch sind (übrigens eine Grundhaltung, die man auf verschiedene Lebensbereiche gut anwenden kann, mal so als Tipp mitgegeben.) Die Leute, die jetzt 50 sind, sind so, wie ich mir mit 30 Leute vorgestellt habe, die 40 sind. Mit 20 habe ich mir so vermutlich sogar 30Jährige vorgestellt, mit 10 fand ich 20 alt, mit 5 habe ich vermutlich noch nicht mal sagen können, wer älter ist, Mama oder Oma. So ist das ja bei vielen Menschen.

Ich wusste also schon länger, dass ich aktiv daran arbeiten muss, mich nicht mehr so zu erschrecken, wenn jemand so eine 5 vorne stehen hat, zum Beispiel der eigene Ehemann, wir befinden uns hier nicht in so einer Lolita-Situation, man ist in der gleichen Lebensphase, und ich bin mit 46 noch genau gleich weit entfernt von Tante Christa und Onkel Heinz, als sie mit ondulierter weißer Haarpracht 50 wurde, irgendwann in den 80ern. Wir sind heute anders, und das ist sehr beruhigend.

Ich stand also gestern mit 20 recht homogenen 50jährigen Jurist:innen in einer Weinbar, es gab zwei DJs, die Soul spielten, ich – wie auch alle anderen – tanzte stundenlang, so, wie ich das seit vielen Jahren nicht mehr exekutiert hatte, um 23 Uhr kam die Polizei, um für Ruhe zu sorgen – wie cool kann man mit 50 sein, wir haben so laut getanzt, dass die Polizei kam, das kenne ich aus dem Studium sehr gut, da war das reingerechnet, aber machen wir uns nix vor, da waren gestern doch eine ganze Menge heimlich stolzer 50Jähriger, we still got it. Nebenbei habe ich auch noch gelernt, wo man mit 50 in Düsseldorf einfach wie im Studium tanzen gehen kann, da wusste ich bislang keine gute Adresse, wo Musik und Klientel stimmen, aber gut, weiß ich jetzt, ich bin mir nicht sicher, dass ich das abrufen werde, aber wie bei Wohnungen mit Balkon (für mich jedenfalls): Es ist sehr wichtig, zu wissen, dass man etwas theoretisch abrufen könnte, wenngleich ich nach vielen, vielen Jahren mit Balkonen bis heute noch keinen einzigen Tag auf einem Balkon verbracht habe. Aber wer weiß. Vielleicht gehe ich jetzt öfter dort tanzen, mit den ganzen 50jährigen Hipstern (naja gut, das Publikum war auf allen Ebenen sehr homogen, aber ich kann mich reinblenden, denke ich), und selbst wenn nicht: Dass wir 2023 so laut gefeiert haben, dass die Polizei kam. Das nimmt mir niemand mehr.

3 Gedanken zu „15.01.2023“

    • Das war in der Wyno Weinbar in Flingern, eigentlich nur hippe Weinbar, einmal im Monat kommen zwei Soul-DJs, und dann tanzen sich da die Leute die Füße wund.

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