13.03.2022

Ich habe soeben den Internationalen Frühschoppen geschaut, und das war lustig. Naja. Nein. War es nicht. Aber auch wenn das ein Sendeformat ist, bei dem ich zeitlebens das Gefühl haben werde, dass ich gerade die Sendung mit der Maus geguckt habe, so war das nämlich früher bei uns, ich durfte die Sendung mit der Maus gucken, die Erwachsenen den Internationalen Frühschoppen, heute gucke ich den Internationalen Frühschoppen und meine Mutter guckt Bares für Rares, the times, they are a’changing, so finde ich es doch immer auch irgendwie rührend, dass in solchen Sendungen, ähnlich beim Presseclub, irgendwann dann immer Zuschauer*innen anrufen, von Festnetztelefonen, und die haben dann eine Meinung, oder vielleicht sogar eine Idee, was man jetzt machen könnte, damit „der Putin“ (immer mit Artikel) oder „der Russe“ (als Pars pro toto) jetzt doch noch umschwenken könnte… es ist rührend. Deshalb musste ich sofort den Link des Tages auswechseln, irgendwie gleich aber noch viel unterhaltsamer ist ja dieses Tondokument. Wenn Sie sich seit 15 Jahren fragen, warum ich manchmal „diffamerieren“ sage: Wegen Franz Beckenbauer, hören Sie gerne mal nach.

Insgesamt leide ich momentan weniger als sonst unter den Medien, da ich für meine gewöhnliche Lebensrealität weniger verfolge, als sonst. Ich halte mich in den beruflich begründeten Bereichen auf der Höhe der Zeit und speise mein Wissen über den Krieg in der Ukraine aus den Tagesthemen und dem heute journal, und das reicht mir für den Moment. Keinesfalls brauche ich darüberhinaus noch Einordnungen von Lieschen Müller im Presseclub oder Whatshisname, diesem, wie las ich doch neulich auf Twitter, Philosophie-Influencer, der mit einem Talkshow Moderator einen Podcast macht, der in erster Linie die Fragestellung behandelt, ob er wieder in Düsseldorf am Schreibtisch sitzt. Nun habe ich mich ja in den letzten Monaten genug an RDP abgearbeitet, ich denke, ich kann auch mal nix sagen, wenn plötzlich das gesamte Internet aufwacht und feststellt: Der redet ja Quatsch! Nun ja. Ich kenne seine Einordnungen zu Ethik, KI, Bundespolitik, Gendern und Pandemie, und auf all den Gebieten möchte ich vehement widersprechen, wobei das gar nicht nötig ist, viel mehr möchte ich immer und immer wieder darauf hinweisen, dass man sich so als Volk halt immer genau angucken sollte, wer als der Vordenker hochgejazzt wird. Und nun ist es ja so: Selbst, wenn es so wäre, dass eine Person gut in Denken wäre… mit den Mitteln der Logik kommt selbst jemand mit Doktor in Logik ja nicht so weit in der aktuellen Weltfriedensthematik. War bislang irgendetwas logisch an dem, was Putin gemacht hat? Ich möchte das gar nicht beantworten, ich kann nur für mich feststellen: Für mich, also Doktor in Logik im Ringelpulli im Sessel sitzend, ist zwischen dem 24.2. und heute kein einziger Zug von Putins Seite irgendwie logisch nachvollziehbar gewesen, und dann ist es ja Verschwendung von Rechenkapazität, jetzt über einen nach Wahrscheinlichkeiten und Logik vorhersagbaren weiteren Verlauf nachzudenken. Also lasse ich das sein. Deshalb habe ich auch keine Ideen dazu, ich bin im Krieg maximal hinter der Situation, nicht schön, aber gut. Ich vertraue im Übrigen darauf, dass es an relevanten Stellen sicherlich auch Experten gibt, die jetzt in dieser Sekunde mit sehr viel Wissen und sehr viel Erfahrung irgendwo sitzen und sich verschiedene Szenarien überlegen. Die sitzen aber, so will ich doch hoffen, nicht auf irgendwelchen Sofas in irgendwelchen Talkshows und lassen uns daran teilhaben. Alles andere fände ich unvernünftig.

Und wenn Sie mich fragen, ist die Frage der Woche für uns als Bruttodurchschnittsbürger ja gar nicht, was man Putin anbieten muss, um gesichtswahrend aus dem Krieg raus zu kommen, sondern was man Lanz anbieten muss, um gesichtswahrend aus dem Podcast rauszukommen. Und ab heute gibt es keine Überschrift mehr. Ich kann nicht ein Zimmer streichen und mir auch noch immer ständig Überschriften ausdenken.

1 Gedanke zu „13.03.2022“

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