Nach Fest kommt krank kommt Fest, auch wenn man nicht feiert, sondern nur Aufgaben übernehmen soll. Wenn Sie demnächst eine laute Detonation im Düsseldorfer Norden hören, denken Sie mal an mich. Wobei man bei der momentanen Nachrichtenlage darüber keine Witzchen machen darf, also bitte wieder streichen.
Wie Sie wissen, spielt das Kind ja Handball, und diese Saison wird die Quali für die Oberliga gespielt. Seit über einem Jahr ist in dem Verein sehr viel sehr schlecht, aber es ist durchaus rührend zu sehen, wie sehr so 14Jährige sich einfach aneinanderklammern und dann dennoch einfach durchziehen, einfach nur, weil sie gerne in der Kombination Ball spielen. Für die Eltern ist das alles etwas anstrengend, aber im Normalfall versuche ich ja, mich aus jeder Form von Vereinsmeierei rauszuhalten, während Herr H ja eher der Typ ist, der sich sofort für alle Ämter, die sonst niemand möchte, als erster meldet, so war er ja einst auch CFO der Robbenklasse geworden.
Jedenfalls wäre die erste Runde der Qualifikation am letzten Wochenende gewesen, da aber bereits in unserer Mannschaft drei Kinder, darunter der einzige Torwart sowie die beiden Halben, die die Tore werfen, konfirmiert wurden, war der Kreisverband nett genug, auf das nächste Wochenende zu schieben. Ausrichter ist unser Verein. Herr H ahnte ja bereits im Vorfeld, dass das doch sicherlich irgendwas an Organisation erfordern würde, also fragte er vor drei Wochen nach, dann vor zwei Wochen, dann hieß es, der Verein würde sich melden. Nun ist es so, dass eine der Sachen, die im letzten Jahr so furchtbar schlecht geworden ist, die Tatsache ist, dass niemand sich mehr um irgendetwas kümmert und auch niemand mehr kommuniziert, höchstens „Da bin ich nicht zuständig, ich frag mal und melde mich“. Mittwoch 20 Uhr kam also die Nachricht des neuen Trainers, der an diesem Wochenende auch gar nicht da ist, die ungefähr so lautete: „Liebe Eltern, am Wochenende richtet *ihr* ja die Quali aus, daher wäre es nötig, dass ihr die Bewirtung organisiert. Rechnet grob mit jeweils 150 Leuten an beiden Tagen, Kaffee, Kuchen, Getränke und Hotdogs reichen ja, die Erlöse kommen dem Verein zugute.“
Ich habe erst gar nicht reagiert, dann hat Herr H, der verdienstreist war, einfach irgendwelche aktionistischen Doodlelisten gemacht, dann wollten 15 Eltern je 4 Kuchen machen, Standdienst wollte hingegen absolut niemand machen, Getränke auch nicht, es war alles wirklich sehr anstrengend, und ich musste auch einmal kurz laut werden (als der Trainer, der ja nicht da ist, sagte, der Verein sei sehr enttäuscht, wenn wir jetzt in den verbleibenden 2 Tagen nichts auf die Beine stellen würden, und nein, Flaschenpost sei keine gute Idee, lieber Getränke für 300 Leute selber holen, ist billiger, und Kaffee im EIGENEN Vereinsheim trinken lassen ist auch tabu, lieber selber 10 Kaffeemaschinen organisieren und ich kann ja noch in die Metro fahren für Becher und Rührstäbchen, der Verein möchte lieber Spendenerlöse einsammeln.)
Ich kürze ab, es langweilt mich nämlich schon wieder alles: Wir haben dann 4 Eltern zusammengekratzt, die sich engagieren wollten, dann habe ich Dinge organisiert, andere Leute haben auch Dinge organisiert, und in der Sekunde, als ich heute Mittag die Flaschenpost für morgen früh bestellen wollte, zogen zwei Vereine ihre Teilnahme zurück (am Tag vorm Turnier), der Verband organisierte neu und strich den ersten Spieltag, wütende Mütter (richtig gegendert) schickten Fotos von Kuchen, ich schloss den Tab mit der Flaschenpost-Bestellung und gehe jetzt ins Bett, den Schnupfen weiter ausschlafen. Herrn H habe ich vorgeschlagen, dass wir einfach das Geld, das hier erorganisiert werden soll, direkt spenden und fernsehen. Richtig schwierig wird es ja, wenn ich das Interesse verliere. Wenn ich mich nicht mehr interessiere, habe ich auch wenig Antrieb. (Außerdem wollen die Jungs gar nicht Oberliga spielen, sind aber sicherlich zu eitel, um absichtlich die Quali schlecht zu spielen.)
da organisiert man etwas, backt und kocht, verkauft sich gegenseitig die erzeugnisse für die vereinskasse und ist müde und frustiert. nicht nur einmal ist es mir passiert, irgendwann kam die erkenntnis, dass ich meine küche sauber lasse und dem verein einfach geld spende, statt material zum essen und trinken, und ein verkaufswagen erledigt den rest. einmal habe ich sogar die zwei kuchen bei aldi gekauft (war empfehlung) und gespendet. dem sport schadet es nicht, und dem gemeinsamen feiern auch nicht, wenn profis bewirten. vielleicht spenden die hinterher auch etwas?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich Menschen heute in ihrer Freizeit verhalten. Begeistert war man schon in den 90ern nicht, wenn mindestens einmal pro Quartal die Veranstaltungswartin zur Unterstützung aufrief, aber es kamen dann doch so viele Menschen zum Helfen, dass jeder nur 1 Std da sein musste (und davor und danach alle Teams anfeuerte). Verbindlichkeit scheint in der Freizeit nur noch bei wenigen wichtig zu sein.