So, jetzt Weihnachtszeit! Die Kerzen in der neuen Krippe sind an, das Bild auf dem Fernseher ist jahreszeitlich angepasst, und jetzt muss sofort Entspannung einsetzen. Das könnte sogar klappen, die letzten Rechnungen des Jahres sind geschrieben, okay, der Dezember muss noch abgearbeitet werden, aber das hat die letzten 36 Monate ja auch gut geklappt, warum sollte es ausgerechnet im Dezember nicht klappen. Die Altersvorsorge hat sich auch wieder erholt, das Belastendste in meinem Leben ist, dass diverse Leitmedien neuerdings Jahresend-Rally schreiben, ich ergänze dann im Kopf das -e, habe sogar recherchiert, aber nein, sogar bis zur FAZ wählen alle möglichen Medien die schlechte Schreibweise, ich finde nämlich, Rallye schreibt man mit -e hinten. Ich zahle Gebühren, um die Texte zu lesen, ich möchte, dass wenigstens die Überschriften korrekt sind. Andererseits wissen wir natürlich alle, dass mich das nur so aufregt, weil ich versuche, mich über Friedrich Merz nicht so aufzuregen, und das ist nun mal Arbeit.
Eben stand ich in der Küche. Das an sich ist schon ein interessanter Satz, weil ich 2023, also in dem Jahr, in dem ich mich von allem, was mich anstrengt, distanziert habe, eine sehr große Reaktanz auf sämtliche Küchentätigkeiten entwickelt habe, was eigentlich gut war. Durch das kurze Hello Fresh-Intermezzo, dazu gibt es vielleicht demnächst noch einmal ein Wrap-up, haben wir es geschafft, Kochen neu zu organisieren, was immerhin dazu geführt hat – und das ist neu und sehr sehr gut – dass wir seit Monaten keine Lebensmittel mehr weggeworfen haben. Wir haben in den letzten 14 Jahren zu unorganisiert eingekauft, zu viele Dinge, die man vielleicht noch brauchen kann, ein Viertel davon landete irgendwann im Müll. Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Viertel war, aber zumindest zuviel. Das ist nun weg, ich habe ein sehr strenges Regime im Kühlschrank eingeführt, damit nichts mehr übersehen wird, und auch das Einkaufen neu organisiert, und zack, alles, was wir kaufen, essen wir auch auf. Oder zur Not der Hund, aber das ist okay, nichts geht mehr in den Müll. Jedenfalls habe ich (spätestens heute) festgestellt, dass ich grundsätzlich keine Lust mehr habe, Alltagsessen zu kochen, zumal alle Menschen, die hier wohnen, sich Alltagsessen selber kochen können. Deutlich leichter fällt es mir einmal im Monat, ich habe noch nicht herausgefunden, was diesen Zustand auslöst, ganz schrecklich aufwendig zu kochen. Heute war dieser Tag, leider schon am 1. des Monats, ich hoffe, da kommt noch was im Dezember, jedenfalls war ich mit Jonathan in der Metro, weil der Dinge für Weihnachtsgeschenke brauchte, und dann kaufte ich alles, was ich für Ottolenghi-Süßkartoffeln mit frischen Feigen brauchte, dazu 500g Pfifferlinge und so schicke Tortellini mit Walnuss und Feige. Das war also mein Beitrag für den Dezember, morgen muss uns Frau N versorgen, die hat nämlich Geburtstag gehabt und wir reisen an. Hurra.
Und als ich dann eben in der Küche stand und Essen zubereitete, fragte der Teenager mich, wie das denn sein könne, dass plötzlich 60 Milliarden Euro fehlen, das hätte er gerne erklärt. Also erklärte ich. Im Prinzip ist es ja alles sehr einfach, ich erklärte, er nickte, dann fragte er, was jetzt alles wegfallen könnte, dann besprachen wir das, er nickte schon deutlich weniger, und dann erklärte ich so Dinge wie die Intel-Subventionen, er fragte, warum die aus dem KTF bezahlt werden sollten, und dann, naja, musste ich zugeben, dass das teilweise ganz schön absurd ist. Sein Fazit: „Ich bin froh, dass ich da nicht für verantwortlich bin“, und was soll ich sagen, das denkt sich Olaf Scholz anscheinend auch gerade.
Ich wäre so sehr an dem neuen Einkaufs- und Kochplan interessiert! Die Küche ist auch gerade mein Waterloo.